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Freitag, 21. September 2012

Ist das sprechen von Allah mit Buchstaben und Tönen?

Von: Yasin al-Hanāfī und Mohamed al-Shafīʿī

Bismillāhīr Rahmānīr Rahīm

Alles Lob gebührt Allah dem Herrn der Welten. Friede und Segen sei auf Seinem Noblen und letzten gesandten, Muhammed (sallallahu ʿalayhī wa sallam), seiner Ashābīr Kirām und seiner Ahlū al-Bayt (radiallahu ʿanhum ajmāʿīn)

Wir lesen in Sure al-Aʿrāf Vers 143 folgendes:

وَلَمَّا جَاءَ مُوسَىٰ لِمِيقَاتِنَا وَكَلَّمَهُ رَبُّهُ

Dies bedeutet: „Und als Moses zu unserem Termin gekommen und Sein Herr zu ihm gesprochen hatte...

Wir beginnen mit einem weisen Zitat von den großen hanbalitischen Gelehrten, Al-Hafīth ībn al-Jawthīyyah welcher lautet: Hunā Kamarādd wa al-Darīdd wa al-Dawā - „Es gibt eine Krankheit, einen Kranken und eine Medizin.“ wa al-Maradu huwa al-Tashbīh - „Die Krankheit ist das vergleichen Gottes mit Seiner Schöpfung.“ wa al-Marīd huwa al-Mushabbih - „Der Kranke ist derjenige der Allah mit Seiner Schöpfung vergleicht.“ wa al-Dawā huwa al-Taʿwīl - „Die Medizin ist die Interpretation.“ [Majālīs ībn al-Jawthīyyah fī al-Ayātī al-Mutashābīhat al-Kurʿānīyyah]

Es geht um die Stelle des Verses „wa kallāmahū Rabbahū“ - „und Sein Herr zu ihm gesprochen hat“. Die Ansicht der Ahlū al-Sunna wa al-Jamaʿah ist wie folgt der, dass Allahs „sprechen“ ohne irgend welchen Hilfsmitteln besteht. Allah spricht, jedoch ist Sein sprechen nicht wie das Sprechen Seiner Geschöpfe, welche eine Zunge, einen Mund, einen Ton und Lauten wie auch Buchstaben beinhalten. Allah ist über all dies erhaben. Wie ist die Ansicht der ʿulama bezüglich dieser Thematik? Da beginnen wir mit dem Zitat von den großen Imam al-Aʿdhām Abū Hanīfa Nuʿman (rahīmahullah), der folgendes sagte: „Wir reden mittels Sprechorganen und Buchstaben. Allah redet aber ohne Sprechorganen und Buchstaben, Die Buchstaben sind erschaffen, die Rede Allāhs ist aber unerschaffen.[Fīqh al-Akbar s. 56]

In einer anderen Stelle sagt Abū Hanīfa: „Wir bestätigen, dass der Kur'an Allahs Rede ist, welches unerschaffen ist und dass er Seine Offenbarung und Herabsendung ist. Wir sagen nicht, der Kur'an ist Allah oder der Kur'an ist nicht Allah - vielmehr ist er ein Attribut Allahs. Er ist in den Masāhif geschrieben, in den Herzen bewahrt, und mit den Zungen gelesen aber nicht in diese inkarniert. Die Tinte, das Papier, die Schrift - all das ist erschaffen, denn sie sind Handlungen der Menschen. Die Rede Allahs ist aber unerschaffen. Die Schrift, die Buchstaben, die Wörter und die Ayat sind Hinweise auf den Kur'an, da die Menschen diese Mittel brauchen (um die Rede Allahs wahrzunehmen). Die Rede Allahs hängt an seinem Wesen. Die Bedeutung dieser Rede wird verständlich durch diese Mittel. Wer sagt, Allahs Rede ist erschaffen, der ist Kafir.” [Al-Wasiyya]

Imam Abū Hanīfa bestätigt ganz offenkundig und ganz eindeutig, dass das sprechen von Allah (subahanahu wa taʿala) nicht so ist wie das sprechen Seiner Geschöpfe. Denn Seine Geschöpfe benötigen Hilfsmittel um das sprechen zu vollziehen. Da sie diese Hilfsmittel benötigen ist ihr sprechen erschaffen. Allah hingegen braucht keine Hilfsmittel um zu sprechen, da Sein sprechen nicht erschaffen ist. Wenn Sein sprechen aus Buchstaben und Tönen besteht, dann ist Sein sprechen auch erschaffen. Wenn Sein sprechen erschaffen ist, dann kommt dies zu der unmittelbaren Bedeutung, dass irgend wer anders Allah erschaffen hat und dies ist unmöglich. Wenn man uns an dieser Stelle sagen soll: „Es heißt, dass Allah spricht. Seine Geschöpfe bzw. die Menschen sprechen aber auch“ dann ist die Antwort darauf, dass das Wort „sprechen“ gleich ist jedoch nicht die Bedeutung, da diese eine völlig andere Bedeutung mit sich trägt. Allahs sprechen hat nicht die gleiche Bedeutung wie das sprechen Seiner Geschöpfe.

Imam Alīyyūʿl Qarī (rahimahullah) sagt: „An dieser Stelle ist zu betonen, dass der Kalām [das sprechen] von Allah (subahanahu wa taʿala) nicht aus Buchstaben und Tönen besteht. Wenn man sagt, dass Allahitaʿala spricht, befehlt, verbietet und Information gibt, dann fällt dies genau zu dieser Bedeutung (das dies ohne Buchstaben und Tönen erfolgt). Der Kalām von Allah ist (an sich) eine einzige Eigenschaft.“ [Sharh Fīqh al-Akbar s. 35]

In einer anderen Stelle sagt Imam Alīyyūʿl Qarī: „Die Irregegangenen von den Hanbalīten sagen, dass der Kalām von Allah aus Buchstaben und Tönen besteht. Diese Buchstaben und Tönen waren immer bestehen mit Seinem Dhāt. Der Dhāt von Allah aber ist Qadīm. Ein Teil von ihnen (den abgeirrten Hanbaliten) beharren an der Theorie auf Grund ihrer Unwissenheit, dass der Mushaf und der Blatt sogar Qaīm ist, wo nun sind die Seiten geblieben?... Dieser Satz ist wahrlich eine falsche [Batīl] Äußerung. Denn man sieht mit den Augen, dass bei dem -Bīsmīllah- die Buchstabe -Bā- vor dem -Sīn- erfolgt.“ [Sharh Fīqh al-Akbar s. 37]

Der große Gelehrten Nur al-Dīn al-Sabūni (rahimahullah) berichtet, dass die Ahlū al-Hak folgendes sagen: „Allah (subahanahu wa taʿala) spricht mit einem Anfangslosen und Ewigen Kalām. Dieser Kalām ist mit Seinem Dhāt eins und er kann weder getrennt von dem sein noch kann es verschwinden. So wie der Kalām von Allahitaʿala ohne Buchstaben und Tönen besteht, so ist es nicht möglich, dass diese sich in Teile und Komponenten entfernt. Die Muʿtazīla brachten die Theorie, dass Allah nicht in der Ewigkeit der Sprecher ist sondern Er für Sich einen Kalām erschuf und aus diese Sprach, wie auch meinen sie, dass Sein Kalām ein Geschehnis ist und keine Verbindung mit dem Dhāt hat. […] Die Ahlū al-Sunna sagen... all diese sind Anzeichen einer Unperfektion und Schwäche. Allah ist weit erhaben darüber. Es ist so, dass wenn Allah vorher mit dem Eigenschaft des Kalām nicht in der Ewigkeit gewesen ist sondern erst nach hinein, dann würde dies eine Veränderung hervorrufen. Die Veränderung hingegen, ist eine Schöpfung, etwas für die Geschöpfe.“ [Al-Bīdāyah fī ʿUsūl al-Dīn s. 75]

Imam Fahr al-Dīn al-Razī (rahimahullah) berichtet, dass die Irre gegangenen von den Hanbalīten und den Hashwīyyah die Theorie vertreten, dass der Kalām von Allah aus Buchstaben und Tönen in der Ewigkeit besteht. Zu dieser Theorie sagt er: „Dies ist eine Ansicht der keinen Wert hat von einem schlauen Menschen betrachtet zu werden. Ich sagte mal eines Tages; Allah hat diese Buchstaben entweder als ganzes oder einen nach der Reihe ausgesprochen. Die erste Ansicht ist falsch [Batīl], dann wenn man diese Buchstaben und Wörter verstehen will, diese dann konsekutiv erfolgen muss. Da diese aber (gemäß der ersten Theorie) alle als ganzes (auf einmal) erfolgen, kann man daraus keinen Verständnis ziehen. Was die zweite Ansicht betrifft, so müsste dann der Kalām von Allah ein Ereignis sein. Denn wenn die Buchstaben eins nach der Reihe ausgesprochen werden, dann ist die erste Buchstabe der Ende geweiht, nachdem die zweite Buchstabe folgt. So ist dann die erste Buchstabe ein Ereignis. Etwas was dann nicht mehr vorhanden ist kann kein Qadīm sein. Die zweite Buchstabe ist dann auch ein Ereignis. Denn die Existenz von etwas, was nach der Existenz des anderen erfolgt ist ein Ereignis. Demnach würde es bedeuten, dass es Veränderungen im Kalām von Allah gegeben hat und das ist nicht richtig.“ [Tafsīr al-Kabīr Mafātīh al-Ghayb, Band 11 Seite 48 unter Sure 7/143]

Imam al-Qurtūbī (rahimahullah) beschreibt in sein al-Jamī lī Ahkām al-Kurʿān den „kallāmahū“ (das Sprechen) ohne Hilfsmitteln, d.h ohne Buchstaben und Tönen von unserem „Rab“ (Herrn), und genau dies sagt auch in der selben weise Imam Jalāladdīn al-Suyūtī (rahimahullah) in seinem Tafsīr al-Jalalayn unter Sure al-Aʿraf Vers 143.

Hujjat al-Íslám al-Imam al-Ghazālī (rahimahullah) sagt: „Allah kann sprechen, Befehlen, Verbieten und drohen. Sein Anfangsloses und Ewiges sprechen ist mit seinem Dhāt zusammen und ähnelt nicht das Sprechen Seiner Geschöpfen. Sein Sprechen ist nicht so, dass es Unterbrechungen wie ein Körper braucht. Es ist auch nicht so, dass sie aus Buchstaben besteht, was man aus der Bewegung der Zunge und aus einem Mund ausspricht. Es ist der Sabbūr, Tawrat, Incīl und der Kurʿān was man den Propheten gesandt hat. Den Kurʿān rezitiert man mit der Zunge, man schreibt es in den Masāhīf und bestätigt es mit dem Herzen. Damit ist es Ewig und mit Allahs Dhāt verbunden... Musa (ʿalayhis salam) hat Allahs Sprechen, welche ohne Buchstaben und ohne Tönen beträgt gehört. Zumal wird man Allahs Dhāt im Paradies sehen ohne das es aus einem Wesen oder Akzidens besteht.“ [Īhya ʿulūm al-Dīn Band 1 Seite 276]

In einer anderen Stelle lesen wir von den großen Kalām Gelehrten Imam al-Ghazālī folgendes: Einige haben die Tür des Taʿwīl strickt geschlossen. Einer von diesen war Imam Ahmad ībn Hanbal. Er ging sogar so weit, dass die Stelle „Kun faya kun“ in Sura al-Yā Sīn der 82 Vers nicht ausgelegt hat. Sie haben gesagt: „Dieser Ausdruck ist eine Berufung mit Buchstaben und Tönen. Diese Berufung ist für alle Sitten die sich in den jeweiligen Zeiten befinden.“

Mit „sie“ spricht Imam Ghazālī nicht den großen Imam Ahmad ībn Hanbal (rahimahullah) an, da es falsch ist ihm zuzuschreiben er habe Tashbīh gelehrt. Alle Rechtschulen sind sich darüber einig, dass Allah ohne Buchstaben und ohne Tönen spricht. Imam Ahmad war gegen den Taʿwīl, das ist richtig doch wusste gerade er sehr gut dass Allah nichts und niemanden ähnelt und Er frei davon ist was man Ihm zuschreibt. Zu dieser Stelle sagt Imam al-Ghazālī: Ich habe gemäß den Überlieferungen von den Gefährten Imam Ahmads gehört, wie er sagte: „Die Tür des Taʿwīl ist geschlossen, jedoch ist sie für diese drei Ausdrücke stets offen.

a) Der Prophet sagte: Al-Hajar al-Aswadū yamīnullahī fi Ardī - „Der Hajar al-Aswad (das schwarze Stein) ist die Rechte Hand von Allah auf der Erde.“ [Mustadrak von al-Hakīm, der Hadīth ist Sahīh von Abdullah ībn Amr überliefert]

b) Qalbu al-Muʿmīnin bayna īsbaʿaynī mīn Asābīʿī al-Rahmānī - „Die Herzen der Gläubigen ist zwischen den zwei Fingern von Allah.“ [Imam al-Muslim berichtet diesen Hadīth von Abdullah ībn Amr]

c) Īnnī la ajīdū nafasa al-Rahmānī mīn Qībalī al-Yamanī - „Ich spüre den Nafs von Allah aus der Richtung von Yemen.“ [Diesen Hadith registriert Imam Ahmad von Abū Hurayra und die Überlieferer sind welche die man der Vertrauenswürdigkeit widmet]

Hierzu sagt Imam al-Ghazālī: Die Leute der Dhāhīr (die Literarischen Leute) vertreten ebenso den Standpunkt, dass man die Tür des Taʿwīl schließen soll. Imam Ahmad ibn Hanbals großen und mächtigen Wissen hat er uns soweit überbracht um uns vor dem Verdacht von Wunschdenken zu bewahren. Hz. Ahmad ībn Hanbal wusste selber sehr gut, dass mit -Īstīwa- nicht gemeint ist, Allah hätte sich auf dem Kursīy niedergelassen oder darauf gesetzt. Er wusste, dass das herab kommen [Nuzul] von Allah am Abend in den ersten Himmel, nicht so ein herab kommen ist, wie wenn man sich von einem Ort zu dem anderen gesellt. Er hat den Taʿwīl deshalb gemieden um die Tür des Taʿwīl vor das Gesicht des Schlechten zu schließen. [Īhya ʿulūm al-Dīn Band 1 s. 307-308]

In einer anderen Stelle sagt Imam al-Ghazālī bezüglich des Sprechens von Allah: „Sechstes Grundwissen: Es ist zu Wissen, dass Allah weder aus einem Körper noch aus irgend einem Akzidens besteht. Den ein Akzidens ist eine Existenz was mit einem Körper verbunden ist. Jeder Körper ist bedingungslos und absolut nach hinein in Stande gekommen. […] Sechstes Grundprinzip: Allah ist ein Mutakallīm (ein Sprecher) dessen Kalām (dessen Sprechen) mit seinem Dhāt zusammen ist und nicht aus Buchstaben und Tönen besteht. Sein Sprechen ähnelt nicht dem eines anderen.“ [Īhya ʿulūm al-Dīn Band 1 s. 318-325]

Dies war nur eine kleine Vorführung, doch in Wirklichkeit sind wir dank Allah (Subahanhu wa taʿala) in der Lage eine reihe endlose Gelehrten, welche zu den grössten der Ahlū al-Sunna ʿulamā gezählt werden vorzulegen die sich alle auf dem Konsens berufen, Allah spreche ohne Buchstaben und ohne Tönen.

Zusammengefasst:

Allah lässt die Muslime im heiligen Kurʿān wissen, dass Musa (ʿalayhis salam) Seinen sprechen gehört hat. Wir als Muslime sind somit dazu verpflichtet daran zu glauben, dass Allahitaʿala spricht. Sein sprechen aber, ähnelt nicht unseren sprechen. Denn unser sprechen beträgt Buchstaben, Töne, Stimmen und sprachen. Allahs sprechen hingegen beträgt weder Buchstaben, noch Töne noch eine Stimme noch irgend eine Sprache. In Sura al-Anʿām bei der 62 Vers sagt Allah: „Wa huwa asraʿūl Hasībīn“. Dies bedeutet, dass am Tag des jüngsten Gericht Allah mit Seinen Geschöpfen abrechnen wird, wobei er der schnellste Abrechner ist.

Wenn es nun so wäre, dass Allahs sprechen aus Buchstaben, Tönen, Lauten oder Sprachen, also ein sprechen welches eintretet, dann vergeht und dann wider eintretet, beträgt, dann würden 50.000 Jahre (so lange dauert der Tag des Gerichts an) nicht ausreichen um die Menschen und die Jin in Rechenschaft zu ziehen. Wenn man Iblis bei der Rechenschaft als Beispiel nehmen sollte, dann würde schon allein seine Rechenschaft sicher 50.000 Jahre betragen, Allahu Aʿlām. Seid dem beginn bei der Verbannung von Iblis, müsse man sich mal die Gedanken machen, wie viele Sünden er begangen hat über welche er Rechenschaft ablegen muss? Eine weitere Angelegenheit sind die beiden Völker Jaʿjūj und Maʿjūj, die Angesicht ihrer Anzahl hundert mal mehr sind als wie die gesamte Menschheit. Sie alle sind verantwortliche Ungläubige die für ihre Taten in Rechenschaft gezogen werden. So würden 50.000 Jahre nicht ausreichen wenn die Abrechnung am Tag des Gerichts mit Buchstaben, Tönen, Lauten, Stimmen, Sprachen, oder ein eintretendes und vergangenes sprechen welches sich wiederholt beträgt.

Allah (subahana) wird am Tag des Gerichtes den Menschen und den Jīn Sein Anfangsloses und Ewiges sprechen ohne jegliche Hilfsmitteln hören lassen. Sie hören mit ihren Ohren Allah und davon wird jeder seine Abrechnung verstehen. Genau so wird Allah mit einem Moment über allen Geschöpfen abrechnen, denn „Er ist der schnellste Abrechner.“ [Sure al-Anʿām Vers 62]

Das ist der Glaube der Ahlū al-Sunna wa al-Jamʿah, walhamdulillahi Rabbil Alamin.

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